Das gerechte Ergebnis

 

Handball-Kreisliga: Sinsheim und Steinsfurt trennen sich 29:29 (14:14) – Ein packendes Derby, das an ein Kopf-an-Kopf-Rennen erinnerte

 

Von Christopher Benz

 

Sinsheim. Wenn man von farbenfrohen Spielen spricht, sind in der Regel die Schiedsrichter gemeint, die ihre Gelben, Roten und im Handball sogar Blauen Karten im Übermaß zücken. Beim Kreisliga-Derby zwischen dem TV Sinsheim und dem TSV Phönix Steinsfurt betraf dies jedoch eher das pinke Spielgerät und die gelben Leibchen, die sich die Steinsfurter überziehen mussten. Den beiden Schiedsrichtern ähnelten die Trikots beider Teams aufgrund ihres Weißanteils zu sehr.

 

Nach der ersten Verwunderung, die die rund 150 Zuschauer angesichts dieses farbenprächtigen Anblicks verdaut hatten, drückten beide Mannschaften mächtig aufs Tempo. Vor allem die Sinsheimer hielten sich nicht lange im Angriff auf, die beiden Rückraumakteure Jan-Luca Bender (Halblinks) und Jannik Kühn (Halbrechts) stießen immer wieder in die Steinsfurter Deckung durch und fanden häufig eine Lücke für ihre meist erfolgreichen Abschlüsse. Zusammen mit Spielmacher Luis Berger erzielten die drei Rückraumleute zusammen 18 der 29 Tore.

 

„Am Anfang so eines Spiels sind die Jungs alle nervös, das ist völlig normal“, erklärten TV-Trainer Norbert Rösch und Stephan Ludwig, Abteilungsleiter des TSV und mit sieben Treffern obendrein erfolgreichster Werfer seines Teams, unisono. Bei der Analyse des Derbys herrschte in beinahe allen Punkten Einigkeit. „Wenn die Sinsheimer heute vollzählig gewesen wären, hätten wir wahrscheinlich verloren“, gab Ludwig ohne Umschweife zu. Rösch bedauerte dementsprechend das Fehlen vier seiner wichtigsten Spieler. Jannik Nerpel, Marc Ebert, Manuel Ludwig sowie Pascal Al-Shakran konnten allesamt nicht helfen. Besonders bitter hat es Al-Shakran erwischt. Zusätzlich zum Pfeifferschen Drüsenfieber hat er sich einen Milzriss zugezogen und liegt aktuell im Krankenhaus.

 

„Obwohl diese vier Jungs fehlen, habe ich mir mehr ausgerechnet“, sah Rösch den Sieg im Bereich des Möglichen. Seinen Ärger arbeitete er am Unparteiischen-Duo ab. „Ungefähr zehn Minuten vor Schluss wurde Jan-Luca Bender böse im Gesicht getroffen“, berichtete er von der Szene, „das war für mich eine Rote Karte.“

 

Trotz der mitunter hart geführten Zweikämpfe, Thorsten Ludwig kugelte sich Mitte der ersten Halbzeit den kleinen Finger aus und musste ins Krankenhaus, sahen die Zuschauer ein durchweg faires Derby. „Leider hatte unser Keeper, der ansonsten überragend hält, heute nicht seinen besten Tag“, konstatierte Ludwig. Auf der Gegenseite kamen alle drei Torhüter des TV zum Einsatz und machten ihre Sache ordentlich. In der entscheidenden Phase stand Ralf Hofgräf zwischen den Pfosten und hielt bärenstark gegen den durchgebrochenen Tautvaisas (45.) sowie beim Siebenmeter gegen Ludwig (49.). Als im Gegenzug nach dieser Parade Maximilian Stier die Schwarz-Weißen nach längerer Zeit mal wieder in Führung warf (26:25), erreichte die Stimmung auf den Rängen langsam aber sicher ihren Höhepunkt.

 

Der ein oder andere Fehler blieb in dieser Phase nicht aus. Verständlich, schließlich spielen beide Teams nur zwei Mal im Jahr bei so einer Atmosphäre und das immer beim Derby. Wer sich die Duelle der Kreisstädter mit dem Stadtteilverein regelmäßig anschaut, durfte am Samstagabend höchst zufrieden nach Hause gehen. Schließlich sahen sie eine bis in die Schlusssekunden dramatische Begegnung, nachdem das Hinspiel am 6. Oktober des vergangenen Jahres deutlich zugunsten des TV endete (25:17).

 

Dieses Mal schien sich in den letzten Minuten die Routine der Steinsfurter durchzusetzen. Allerdings verpassten sie eine Minute vor Schluss das mögliche 28:30 und den Gastgebern blieb die Chance auf das Remis. Der flinke Linus Lehn ließ Stephan Ludwig stehen, wurde dabei gefoult und Bender erzielte mit seinem insgesamt achten Treffer, drei davon vom Siebenmeterstrich, den 29:29-Ausgleich. Die verbliebenen zehn Sekunden genügten dem TSV nicht mehr, um einen ernsthaften Angriff zu fahren.

 

Letztlich ist der Punktgewinn für beide Klubs gar nicht so schlecht. Sinsheim ist damit nicht mehr Letzter und Steinsfurt hat ebenfalls einen wichtigen Zähler im Abstiegskampf geholt. Nächsten Sonntag empfängt der TSV die KuSG Leimen, während der TV erst in drei Wochen zur punktgleichen TSG Dossenheim II muss. Zu diesem Duell mit einem weiteren direkten Konkurrenten kommt vielleicht der ein oder andere am Samstag ausgefallene Spieler zurück.

 

TV Sinsheim: von Carlsburg, A. Kühn, Hofgräf (alle Tor), Berger 4, Jäger, Würtele 3, Lehn 5, Stier 2, Timme, Kunz 1, Klein, Bender 8/3, J. Kühn 6.

 

TSV Phönix Steinsfurt: Köhler (Tor), Behaghel 2, Tautvaisas 5, Reisbich, Kreß 2, Rau, Riedlberger 2, Hummel, Reinhardt 5/4, Maaß 3, Koch 1, S. Ludwig 7, T. Ludwig 2.

 

Spielfilm: 1:3, 4:4, 9:7, 14:14 (Halbzeit), 19:18, 20:22, 24:24, 27:26, 27:28; 29:29 (Endstand); Strafminuten: 6/6 + Disqualifikation S. Ludwig (60.). Zuschauer: 150. Schiedsrichter: Reinmuth/Spilger.