Dramatische Schlussphase in Nußloch

Enttäuschte Nußlocher verpassen die Spitze – Nur 32:32 gegen Aufsteiger Pforzheim/Eutingen

 

(msc) Den ersten Angriff vorbei gesemmelt, die erste Chance zum Ausgleich vom Punkt aus vergeben – so wirklich rund lief es bei der SG Nußloch nicht. Die große Chance, vom Ausrutscher der Konkurrenz zu profitieren und sich an die Spitze der dritten Handballliga Süd zu setzen, war trotzdem zum Greifen nah. Doch in der letzten Sekunde machte der engagierte Aufsteiger SG Pforzheim/Eutingen mit dem Ausgleich genau das zu Nichte. „Wir sind alle etwas enttäuscht“, erklärte SGN-Coach Christian Job und zeigte sich selbstkritisch: „Wir haben einfach ein paar Fehler zu viel in der Abwehr gemacht und vielleicht auch ein Fehler von der Bankseite aus.“ Die Höhe des Ergebnisses war auch für Job verwunderlich. „32:32 – für die zwei abwehrstärksten Reihen bis zu diesem Zeitpunkt sind 64 Tore schon ziemlich überraschend“, gab er zu: „Wir haben es über 60 Minuten nicht geschafft, die Abwehrleistung zu bringen, die nötig gewesen wäre.“ Daran war nicht zuletzt die fehlende körperliche Präsenz der Gastgeber schuld. „Ohne Zeitstrafe ein Drittliga-Spiel zu bestreiten, dass wird dann natürlich schwierig.“

 

In der ersten Hälfte sah es zunächst indes nach einer noch größeren Überraschung aus: Pierre Freudl verpasste eine weitere Gelegenheit zum Ausgleich, Pforzheims Jan Strehlau traf dagegen auf der anderen Seite ins Gehäuse – 4:6 statt 5:5 aus Sicht der SG Nußloch. Die Begegnung mit dem abstiegsbedrohten Aufsteiger entwickelte sich einfach nicht so wirklich in die Richtung, in der die Blauen sie gerne gehabt hätten. 21 Minuten lang lag der Außenseiter aus Pforzheim in Front. Job musste nach elf Minuten bereits reagieren und zog die Auszeit, doch sein Team blieb zunächst weiterhin unter den eigenen Möglichkeiten. Pforzheim kontrollierte das Geschehen noch, ehe SGN-Außen Sebastian Körner in der 22. Minute zum erlösenden 12:12-Ausgleich einnetzte. Der Jubel war groß, der Bann schien gebrochen. Körner war es auch, der eine Minute vor dem Seitenwechsel für die 16:15-Führung der Badener sorgte – zum ersten Mal in diesem Spiel waren die Hausherren nun vorne, pünktlich zum Halbzeitpfiff.

 

Nach dem Seitenwechsel sahen die Zuschauer in der Olympiahalle dann zunächst ein gewohnteres Bild. Nußloch kam gut aus der Pause, zog auf vier Tore weg. Da die Gäste ihren Keeper in Unterzahl zu Gunsten eines sechsten Feldspielers von der Platte holten, gelang SGN-Torwart Fabian Lieb sogar das 23:18 in der 40. Minute. Doch die Gäste wollten es noch einmal wissen, kamen auf 26:27 heran. Der verletzte Kapitän Philipp Müller gab Kreisläufer-Kollegen David Ganshorn noch ein paar Tipps auf den Weg, der bedankte sich wenig später mit einem Traumtor. Müllers Kommentar in der darauf folgenden Auszeit der Gäste: „David? Danke.“ Die Besprechungspause schien Pforzheim/Eutingen zunächst wenig zu bringen – statt selbst zu treffen, gab es hinten von Lars Crocoll den nächsten sehenswerten Treffer. Die Bank der Hausherren jubelte, fünf Tore Der Favorit dominierte, alles sah nach einer sicheren Angelegenheit aus. So sicher, dass Job Vorsprung in sechs Minuten – das sollte gegen einen Aufsteiger reichen. Dieser jedoch ließ sich nicht hängen und stemmte sich mit aller Macht gegen die Niederlage. „Ich bin der Meinung, dass wir zweimal die Chance haben, von fünf Toren auf sechs oder sieben Tore wegzugehen“, erklärte ein sichtlich bedienter Jochen Geppert nach dem Spiel: „Die Chance nutzen wir nicht und Pforzheim hat sich wieder zurückgekämpft.“

 

Die tragischste Rolle kam dabei Nußlochs Aushilfskeeper Christian Peitz zu. Seine Vorderleute schwächelten in Abwehr und Angriff gleichermaßen, er selbst hatte so auch nur wenige Gelegenheiten, sich mit einer Parade in den letzten fünf Minuten zu zeigen. Als die Gäste auf 31:32 herankamen und Freudl einen Siebenmeter vergab, lief alles auf eine letzte Aktion hinaus: Sieg Nußloch samt Tabellenführung oder Ausgleich und weiterhin nur Verfolger Nummer eins – das waren nun die Optionen. Peitz hielt den Wurf aus dem Rückraum tatsächlich, der Jubel war groß. Doch er hielt nicht lange, denn Dominik Seganfreddo bekam das Spielgerät in die Hand und schloss mit Ablauf der Uhr zum Punktgewinn ins kurze Eck ab. „Ich habe zuerst auf die Uhr geschaut, ob die Zeit schon abgelaufen war“, sagte der Schütze. Sie war es nicht, der Treffer zählte: „Es war einfach grandios.“ Gepperts Gefühlswelt sah naturgemäß ganz anders aus. „Am Ende haben wir das Pech, dass wir drei oder vier Hundertprozentige verschießen, die Abpraller fallen Pforzheim in die Hand und so kann ein Spiel dann laufen.“

 

SG Nußloch: Lieb 1, Peitz; Kuch 3, Körner 3, Crocoll 1, Fehringer, Geppert 5, Freudl 6/3, Rigterink 1, Schmitt 3, Buse, Ganshorn 6, Pauli 3.

 

SG Pforzheim/Eutingen: Matijevic, Petruzzi; Hohnerlein, Gorenac 7, Münch 4, Ruf, Mönch 6, Hufnagel, Broschwitz 3, Strehlau 2, Seganfreddo 8/2, Lupus 2, Catak.